Beta 2‐Microglobulin (β2‐M)
Beta 2‐Microglobulin (β2‐M) wurde 1968 von Berggård et al. im Urin von Patienten mit Wilson-Syndrom und Patienten mit chronischer Cadmiumvergiftung entdeckt. β2‐M ist ein kleines globuläres Peptid mit einem Molekulargewicht von 11800 Da und ist identisch mit der leichten Kette des Haupthistokompatibilitätskomplex (Major Histocompatibility Complex, MHC)-Antigens (HLA) 5. In seiner Tertiärstruktur ähnelt es der Immunglobulindomäne CH3‐IgG. Dadurch ist β2‐M auf der extraplasmatischen Oberfläche der meisten kernhaltigen Körperzellen nachzuweisen (Ausnahme: Trophoblasten). Es ist aufgebaut aus 100 Aminosäuren und weist eine Disulfidbrücke zwischen der 25. und 81. Aminosäure auf. β2‐M ist nicht kovalent mit dem MHC-Antigen der Klasse 1 assoziiert. Es ist identisch mit dem BDGF (bone-derived growth factor 2), CRG‐8 und Thymotaxin. Der Abbau von β2‐M erfolgt normalerweise ausschließlich über die Niere. Es wird frei durch die glomeruläre Membran filtriert und im proximalen Tubulus zu 99.9% rückresorbiert. Veränderungen der Serum-Beta-2-Mikroglobulinwerte bzw. der Beta-2-Mikroglobulin-Ausscheidung werden von Veränderungen bei der Produktion, der glomerulären Filtrationsrate (GFR) oder der tubulären Rückresorption hervorgerufen.
Veröffentlichungen zeigen, dass erhöhte β2‐M-Serumspiegel bei Nierenerkrankungen wie Glomerulopathien, Tubulopathien, Niereninsuffizienz und Amyloidose auftreten. Ebenfalls wurde über erhöhte Serumwerte bei rheumatoider Arthritis und Autoimmunerkrankungen berichtet.
Da das meiste β-2-Mikroglobulin im Lymphsystem synthetisiert wird, steigen bei Krankheiten mit erhöhter Proliferationsrate von Lymphzellen, etwa bei multiplem Myelom, Hodgkin-Krankheit, chronisch-lymphatischer Leukämie und anderen malignen Non-Hodgin-Lymphomen die Serumwerte an.
Beim gesunden Menschen wird Beta-2-Mikroglobulin in relativ konstanten Mengen synthetisiert, bei der natürlichen Zellgeneration in die Körperflüssigkeiten geleitet, glomerulär filtriert und tubulär rückresorbiert. GFR-Reduktion verlängert die Halbwertzeit von β-2-Mikroglobulin, sodass die Serumwerte exponentiell ansteigen. β-2-Mikroglobulin-Ausscheidung steigt bei Tubusschädigung etwa infolge bakteriell bedingter interstitieller Nephritis oder Cadmiumnephropathie an. β-2-Mikroglobulin wird, besonders nach Nierentransplantation, häufig zur Überprüfung der Nierenkanalfunktion verwandt, da sich die Abstoßung eines allogenen Transplantats als Anstieg von Serum- β-2-Mikroglobulin infolge von Tubulopathie manifestiert.
Laborwerte rechner. Einheitenumrechner SI-konventionell / konventionell-SI.
Umrechnung Beta 2‐Microglobulin (β2‐M) von / in nmol/L, mg/L, mg/dL, mg/100mL, mg%, µg/mL, ng/mL, µg/L. Faktoren zur umrechnung von konventionellen Einheiten in SI-Einheiten. Beta 2‐Microglobulin (β2‐M) umrechnungstabellen.